Soja ist ein Lebensmittel, das kontrovers diskutiert wird. Neben Bedenken im Zusammenhang mit Regenwaldabholzungen und Gentechnik besteht vor allem auch eine Unsicherheit bezüglich der gesundheitlichen Effekte. Dabei hört man verschiedene Dinge wie Krebs, eine Beeinflussung des Hormonhaushalts, Bedenken im Bezug auf sojabasierte Säuglingsanfangsnahrung und negative Effekte auf Schilddrüse und Gehirn (Rittenau, 2018). Sind diese Vorwürfe berechtigt?
Phytoöstrogene in Soja
Sojabohnen gehören wie Kidneybohnen und Kichererbsen zu den Hülsenfrüchten. Sie unterscheiden sich jedoch von anderen Hülsenfrüchten. Sie enthalten mehr Eiweiß und Fett und enthalten Isoflavone. Isoflavone sind Substanzen, die zu den Phytoöstrogene gehören, eine Art von sekundären Pflanzenstoffen. Phytoöstrogene werden vor allem deshalb kontrovers diskutiert, weil sie dem körpereigenen Hormon Östrogen ähneln. Ihre Wirkung ist jedoch 100 bis 10.000-fach geringer. Außerdem gibt es im Körper verschiedene Rezeptoren, an die sich Östrogen binden kann. Phytoöstrogene hingegen können sich nur an manche dieser Rezeptoren binden, was den Effekt zusätzlich verringert. Die Kontroverse um die Isoflavone basiert auf Zellstudien und Studien an Tieren. Diese Ergebnisse lassen sich nicht einfach auf den Menschen übertragen. Die Mengen an Soja, für die negative Effekte beobachtet wurden, sind außerdem höher als die in der Praxis vorkommenden Verzehrsmengen (Rittenau, 2018).
Forschungsstand zur Sicherheit des Sojakonsums
Studien an Menschen zeigen entweder keinen, oder sogar einen vorbeugenden Effekt im Bezug auf Krebs. Ebenso ist es wissenschaftlicher Konsens, dass der Sojakonsum in alltäglichen Mengen nicht zu einer vorzeitigen Geschlechtsreife führt und auch nicht die Fortpflanzung von Männern beeinflusst. Muttermilch sollte immer die erste Wahl für einen Säugling sein, ist dies jedoch nicht möglich, stellen Säuglingsanfangsnahrungen auf Sojabasis eine gleichwertige Alternative zu Produkten auf Kuhmilchbasis dar (Rittenau, 2018). Auch die Angst vor Schilddrüsenfunktionsstörungen wird von Fachgesellschaften nicht bestätigt. Für gesunde Menschen mit ausreichender Jodversorgung gibt es keinen Anlass, sich um negative Auswirkungen auf die Schilddrüse Sorgen zu machen. Bei Schilddrüsenunterfunktion sollte der Konsum mit einem Arzt abgesprochen werden. Auch die Sorge vor einem Zusammenhang zwischen Soja und Alzheimer ist nach dem aktuellen Forschungsstand nicht begründet (Rittenau, 2018).
Vorteile von Soja
Sojaprodukte enthalten viele gute mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe (Rittenau, 2018). Sie sind eine besonders gute Quelle für Eisen und Calcium und haben eine hohe biologische Wertigkeit (Souci et al., 2011;Leitzmann & Keller, 2020). Sojaprodukte zeigen außerdem in Studien einen risikosenkenden Effekt auf Bluthochdruck und Störungen der Blutfette. Ob der Konsum von Sojaprodukten auch allgemein das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken kann, ist noch nicht eindeutig geklärt (Leitzmann & Keller, 2020). Gesundheitlich positive Effekte werden auf Grund der enthaltenen Isoflavone und durch die Zusammensetzung des Sojaeiweiß vermutet. Isoflavone werden auch als schützender Faktor für Osteoporose diskutiert (Leitzmann & Keller, 2020).
Regenwaldabholzung und Gentechnik
Wie sieht es nun mit der Regenwaldabholzung und der Gentechnik aus? Tatsächlich wird für den Anbau von Soja Regenwald abgeholzt. Allerdings dient der größte Teil der Sojaernte als Futtermittel für die Nutztierhaltung. Keiner der gängigen Produzenten von Sojaprodukten in Deutschland bezieht Soja aus Regenwaldgebieten, Soja wird nämlich auch in Europa angebaut. Dasselbe gilt für gentechnisch verändertes Soja. Ein Großteil des weltweiten Sojas ist zwar gentechnisch verändert, dieses geht allerdings vor allem als Futtermittel in die Nutztierhaltung. In Europa muss außerdem gekennzeichnet werden, wenn ein Produkt gentechnisch verändertes Soja enthält. In den aktuell erhältlichen Sojaprodukten ist nach unserem Wissensstand kein gentechnisch verändertes Soja enthalten. In Bio-Produkten ist es komplett verboten (Rittenau, 2018).

Quellen
Leitzmann, C. & Keller, M. (2020). Vegetarische und vegane Ernährung (4. Aufl.). Ulmer.
Rittenau, N. (2018). Vegan-Klischee ade! Wissenschaftliche Antworten auf kritische Fragen zu veganer Ernährung. Edition Kochen ohne Kochen. Ventil Verlag.
Souci, S. W., Fachmann, W. & Kraut, H. (2011). Lebensmitteltabelle für die Praxis: Der kleine Souci-Fachmann-Kraut (5. Aufl.). Wiss. Verl.-Ges.